Eine weitere internationale Schule wird ab diesem Herbst ihre Tore öffnen. Es handelt sich bereits um Nummer 6, wohlgemerkt in der Gattung der sogenannten öffentlichen Europaschulen. Die Logik des Bildungsministeriums ist offensichtlich, eifrig weiter an der « Diversifizierung » unserer Schullandschaft zu basteln. Tatsächlich findet dabei eine
bewusste Zerschlagung der luxemburgischen öffentlichen Schule statt. Diese wird irgendwann nur noch ein Restposten sein, wo nur noch jene Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden, die in der bunten Welt einer fast unbegrenzten « offre scolaire » nicht unterkommen. Die Schaffung paralleler Welten erfolgt mit großer Entschlossenheit.
Nachdem bereits der Ruf der Berufsausbildung durch verfehlte und verpasste Reformen stark gelitten hat, riskieren nun auch die übrigen Ausbildungswege der öffentlichen Schule auf der Strecke zu bleiben. Denn die Probleme der luxemburgischen öffentlichen Schule bleiben gleichzeitig ungelöst. Lehrermangel, zielführender Sprachunterricht, Entrümpelung der Programme, all diese Herausforderungen können nur gemeistert werden, wenn ihnen das zentrale Augenmerk der Bildungspolitik gilt. Oder aber das Ministerium verfolgt ein anderes Ziel: Man schafft derart viele Alternativen zu dieser Schule, dass man glaubt sie irgendwann nicht mehr zu brauchen.
FOKUS hält diese Politik für einen großen Fehler. Der Zusammenhalt der Gesellschaft wird dadurch nicht gefördert, dass jede Gemeinschaft ihre eigenen Schulen besucht. Im Gegenteil! Und vor allem: die Probleme der luxemburgischen öffentlichen Schule werden nicht gelöst, indem man immer mehr Parallelwelten schafft.
Wir bekennen uns daher zu einer öffentlichen Schule für die größtmögliche Zahl von Schülerinnen und Schülern. Eine Schule, die integrieren und fördern kann, die alle nötigen Sprachen auf anziehende Art und Weise unterrichten und die Jugendlichen im Leben orientieren kann. Eine Schule der Chancen und der Perspektiven, aber auch der Leistung. Eine attraktive öffentliche Schule für alle.
Internationale und europäische Schulen dienen eigentlich dazu, jene Jugendliche zu unterrichten, deren Familien berufsbedingt öfters ihren Wohnort wechseln. Es gibt aber keinen objektiven Grund, weshalb ein 6-jähriges Kind, das seine gesamte Schulzeit in Luxemburg verbringt, nicht eine luxemburgische öffentliche Schule besuchen sollte. Mit Mitschülern aller möglichen Nationalitäten, die in einer Atmosphäre unterrichtet werden, die offen, vielseitig und divers ist.
Wer durch die Schaffung einer Vielzahl von Parallelschulen das Gegenteil betreibt, der spaltet unsere Gesellschaft.